Die
Schulen in meinem Leben. |
Nachdem
ich im November 1950 6 Jahre alt geworden war, nahte der Tag, an
dem auch ich in die Schule musste. Es war im April 1951 und
keiner in meiner Familie weiß mehr so genau den Tag der
Einschulung. Bilder gibt es davon nicht, da wir damals nicht
im Besitz eines Fotoapparates waren. Eingeschult wurde ich in Essen-Werden
in die Heckerschule. Geblieben bin ich dort gerade mal bis zu
den Herbstzeugnissen, da wir genau dann von dort weggezogen
sind. Erinnerungen an diese Zeit habe ich nicht mehr. Es war
einfach zu kurz gewesen. Dafür jedoch war das Zeugnis recht
zufriedenstellend.
Nach
unserem Umzug in den Langenhorster Wald an die südliche
Stadtgrenze von
Essen
zu
Velbert,
ging ich in die evangelische Volksschule
in Essen-Heidhausen Es war eine Schule, die im ehemaligen
Rathaus von Essen-Heidhausen
untergebracht war. Zunächst bestand sie nur aus 3, später
aus 4 Klassenräumen. So mussten immer 2 Schuljahrgänge
zusammen in einem Raum unterrichtet werden.
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Meine
stärkste Erinnerung habe ich an meinen damaligen ersten
Klassenlehrer Herr Wiede, der inzwischen lange verstorben ist.
Ein schlanker und drahtiger Mann, der immer wieder Geschichten
aus dem Krieg erzählte. Hier beschwerten sich sogar etliche
Eltern, da dies ja wohl nicht der geeignete Stoff für Erst-
und Zweitklässler gewesen sei. Auch war er bei tadeligem
Verhalten immer sehr schnell dabei, den Kindern erst an der
Wange zu ziehen, um ihnen dann eine schallende Ohrfeige zu
geben. Überstanden haben wir es aber alle.
Der
Schulweg hatte es in sich. Von dort, wo wir wohnten, dauerte
es eine geschlagene Stunde bis zu unserer Schule. Der Schulweg
führte durch den Wald, über Wiesen und jährlich zweimal
frisch gepflügten Feldern zu einer Ansiedlung, von wo aus dann
normale begehbare Straßen und Wege benutzt werden konnten.
Vor allem im Winter war es sehr beschwerlich für uns Kinder.
Bei ausgiebigem Schneefall und entsprechenden Winden war es
für uns unmöglich, durch die teilweise bis 3 Meter hohen
Schneewehen zu kommen. Das war dann natürlich das Highlight
für uns. Hatten wir doch an solchen Tagen
"Schulfrei". |
Etwa
15 Minuten von unserem Haus entfernt standen zwei weitere Häuser.
Dort wohnte eine Klassenkameradin von mir und ein anderer
Junge, der in die katholische Volksschule ging. So waren wir
in der Regel immer 4 - 5 Kinder, die gemeinsam den langen
Schulweg in Angriff nahmen. Morgens um 07.00 Uhr ging es raus
aus dem Haus und am Nachmittag zwischen 14.00 und 15.00 Uhr
waren wir wieder zu Hause. Danach wurden dann die Hausaufgaben
gemacht und die häuslichen Arbeiten erledigt. Danach endlich
hatten wir Zeit für uns zum Spielen, wenn nicht gerade andere
Aufgaben wie Holzsammeln oder Kaninchenfutter suchen anstanden.
1951
war eine Zeit, wo es auch bei uns zu Hause noch manchmal etwas
wenig zu essen gab. Fleisch gab es nur an einem Sonntag.
Ansonsten musste man mit Gemüse und Kartoffeln auskommen. Der
Vater verdiente zunächst gerade soviel, dass die Familie
nicht verhungern musste. Da unser Schulweg jedoch an Gärten
vorbei und durch Felder führte, kamen wir Kinder auf den
Gedanken der Selbstversorgung. Im Herbst, wenn das Obst reif
an den Bäumen hing, fanden wir den Weg, versteckt dorthin zu
kommen, um sich dann mit frischem Obst zu versorgen. Auch der
Weißkohl auf dem Feld war vor mir nicht sicher. Gurken und
Bohnen aus den Gärten schmeckten roh ebenfalls sehr köstlich.
Meiner Mutter fiel nur auf, dass ihr Sohn nicht mehr so aß,
wie er es noch vor wenigen Tagen getan hatte. Irgendwann kam
natürlich die Wahrheit ans Licht und ich holte mir eine
ordentliche Tracht Prügel ab. |
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Da
wir dort auf dem Lande wohnten, hatte fast jeder etwas Vieh im
Stall. Bei einem Nachbarn gab es sogar eine Kuh. Auf dem
Rückweg von der Schule war es dann die Aufgabe von meiner
Schwester oder mir, jeden Tag 1 bis 2 Liter Milch
mitzubringen. Dafür gaben wir am Morgen eine Milchkanne ab,
die wir am frühen Nachmittag dann wieder abholten. Ab und zu
probierte ich dann die frische, manchmal noch kuhwarme Milch.
Allerdings kamen wir einige Male auch ohne Milch an, da wir
beim Herumtollen hinfielen und die Milch dann im Erdboden
versank. |
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Insgesamt 8 Jahre besuchte ich diese
Schule, bevor es dann ausbildungsbedingt auf eine ganz andere
Schule ging. Es war dies die Berufschule des
Berufschulzweckverbandes
Velbert.
Von 1959 an insgesamt 3 Jahre und 6 Monate dauerte dieser
Besuch, der einmal in der Woche stattfand.
Es
war eigentlich immer eine willkommene Abwechselung, wenn
Berufsschultag war. Allerdings musste man am Nachmittag wieder
zurück an den Schraubstock, was mir weniger gefiel.
Erinnerungen
oder gar Kontakte habe ich an diese Zeit kaum noch. Irgendwie
war man damals froh gewesen, wenn das lästige Schulbankdrücken
endlich vorbei war. |
Trotzdem
ging ich weiter zur Schule. Meine nächste Schule war eine
Abendschule. Nach Beendigung der Lehre wollte man
weiterkommen, wie das so hieß. Man wollte sich nicht mit dem
zufrieden geben, was man schon erreicht hatte. Mein Wunsch war
daher, aufbauend auf den Lehrberuf eines Modellschlossers
Maschinenbautechniker zu werden. Zu diesem Zweck besuchte ich
ab Wintersemester 1962 die staatliche Maschinenbauschule
in Wuppertal,
um eben Techniker zu werden.
Wir
waren eine sehr gemischte Klasse von ausschließlich jungen Männern
mit total unterschiedlichem Bildungsstand. So waren für mich
damals Fächer wie Chemie, Physik oder Mathematik völlig neu.
Hatte ich doch zum Beispiel in den Schulen vorher nur Rechnen
gelernt, ganz zu schweigen von den anderen Fächern. So war es
denn auch kein Wunder, dass ich nach dem 4. Semester gerade in
Mathematik nicht mehr mitkam und so die Schule verlassen
musste.
Es
war auch nicht gerade einfach gewesen, neben dem Beruf, der um
16.30 Uhr endete, dreimal in der Woche mit dem Motorrad ins
etwa 20 Kilometer entfernte Wuppertal
zu fahren, um dort bis etwa 21.30 Uhr zu lernen. Vor allem an
die Wintermonate habe ich noch schlimme Erinnerungen.
Schneetreiben, mit beiden Beinen auf dem Boden das Motorrad
abstützend und dabei im Schritttempo in der Dunkelheit nach
Hause fahren. Die folgende Nacht war immer sehr kurz und am nächsten
Abend mussten die Schulaufgaben erledigt werden. Stress pur. |
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Bis
ich wieder die Schulbank drücken musste, verging gar nicht
soviel Zeit. Im Juli 1965 ging ich zum Bundesgrenzschutz.
Dort drückte man einmal in der Woche für einen ganzen Tag
die Schulbank, um berufsbegleitende Dinge zu lernen. Staatsbürgerkunde,
Wirtschaftskunde, aber auch Deutsch, Mathematik und
Schreibmaschineschreiben standen auf dem Stundenplan.
Hier
konnte man sich vor allem von den körperlichen Anstrengungen,
die sich durch die Ausbildung ergaben, erholen. Dies ging
manchmal soweit, dass der eine oder andere Schüler unsanft
aus seinen Träumen gerissen werden musste. Hier machte
folgender Spruch die Runde: "Wenn alles schläft und
einer spricht, ist sicher Fachschulunterricht."
Für
mich fand hier in dieser Zeit ein Wechsel in meiner
Lernbereitschaft statt. Auf einmal machte mir die Schule Spaß.
Ob es daran lag, dass ich genau hier in Mathematik, wo ich
doch gerade auf der Abendschule in diesem Fach versagt hatte,
richtig erfolgreich war. Plötzlich hatte ich Spaß am Lernen.
Diese Zeit in der Fachschule dauerte insgesamt 3 Jahre bis
Februar 1969. |
Interessant
ist bei all dem, dass ich später in meinem Beruf sogar als Lehrer tätig
war an der
Schule
des Bundesgrenzschutzes in Lübeck. Es war dies die technische
Schule für Pionierwesen und ABC-Schutz, an der ich mehr als zwei Jahre
unterrichten durfte.
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Ein
Wort noch zu meinen Zeugnissen. Nach anfänglich guten Noten
in der Volksschule bekam ich im Laufe der Zeit immer
schlechtere. Vor allem die Mitarbeit in der Schule wurde recht
häufig bemängelt. Im 3. Schuljahr, also mit etwa 8 Jahren
bescheinigte man mir, dass ich häufig den Unterricht störte,
widerspenstig und sogar oberflächlich gewesen sei. Im Alter
von 12 Jahren, es war das Herbstzeugnis im Jahre 1956,
wiederholten sich die Eintragungen mit dem Zusatz,
"wahrscheinlich durch Einfluss des Elternhauses".
Der geneigte Leser kann sich sicher vorstellen, was daraufhin
zu Hause los war. Meine Mutter musste in der Schule
vorsprechen und meine negativen Eintragungen endeten danach.
Allerdings bleibt festzuhalten, dass die Note im Fach
"Führung" immer ein Gut war. |
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